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„Schätze des alten Syrien“

Die Entdeckung des Königreichs Qatna
3-tägige Kultur- und Studienreise vom 5. bis 7. März 2010

Eine „Fahrt der Gegensätze“ erlebten 41 Fahrtteilnehmer vom 5. bis 7. März in Württemberg. Das Wetter zeigte sich launisch: am Freitag heiter bis wolkig, am Samstag stürmisch und mit Schneegestöber, am Sonntag sonnig und frostig. Hauptsächlich beeindruckten uns aber mehrere tausend Jahre alte und andere, weit weniger betagte, Altertümer.

1. Tag, Freitag: Stuttgart

Stuttgart: Altes Schloß

Am Freitag besichtigten wir die wichtigsten Stätten von Stuttgart: altes und neues Schloss, Schlosskirche, Königstraße und Schlossplatz mit Königsbau, die Weißenhofsiedlung aus den zwanziger Jahren.

Stuttgart: Königsbau

Eine Fahrt auf den Fernsehturm in Degerloch und ein Halt an einem Aussichtspunkt vermittelten einen Blick auf die hufeisenförmig von Berghängen umschlossene Stadt Stuttgart, die schon längst über die Hügel hinaus gewachsen ist. Am Stadtbild merkt man, wie zerstört die Stadt 1944/1945 war. Noch ärgere Wunden schlug die Nachkriegszeit mit ihrem Autowahn – mehrspurige Tunnel und Straßenschluchten führen mitten durch dicht besiedeltes Gebiet. Kein Wunder, sind doch in Stuttgart eine und in Zuffenhausen eine weitere wohlbekannte Automarke zu Hause.

Mercedes Benz Museum

Ein Besuch im Mercedes Benz Museum in Bad Cannstatt informierte über Entstehung und Fortentwicklung des Automobils und bot ein Wiedersehen mit zahlreichen aus der Kindheit vertrauten Autos: LKW mit Kühlervorbau, bewährte Marken wie den 170 D oder 190 SL,

Legendäre Sportwagen

... aber auch die „Silberpfeile“, mit denen Mercedes mit „Legenden“ wie Rudolf Caracciola oder Juan Manuel Fangio zahlreiche Rennen gewann.

2. Tag, Samstag: Schätze des Alten Syrien

Stuttgarter Markthalle

Am Samstag besuchten wir die fantastische Stuttgarter Markthalle von 1914 mit ihren Obst-, Gemüse- und Delikatessenständen, aber auch kleinen Geschäften mit Mode, edlen Haushaltsgegenständen, Seife, Parfum, Schuhen, Schmuck usw. Der weitere Morgen stand ganz im Zeichen der Ausstellung „Schätze des Alten Syrien – Die Entdeckung des Königreichs Qatna“ Eine fast zweistündige Führung informierte über die Geschichte des Königreichs und seinen Zerstörung durch die Hethiter vor rund 3.500 Jahren.

Funde aus der Königsgruft von Qatna

Copyright: Landesmuseum Württemberg

Die antike Stadt Qatna in Syrien wurde bereits in den 1920er Jahren entdeckt, geriet aber in Vergessenheit, bis im Jahre 1999 ein internationales Team von Archäologen die Ausgrabungen wieder aufnahm. Die beeindruckende Stadtanlage, deren Blütezeit im 2. Jahrtausend vor Christus lag, blieb bis heute ein optischer Markstein in der Landschaft: 20 Meter hohe Mauerreste umschließen ein fast quadratisches Areal, dessen Fläche ca. 110 ha umfasst.

Die Freilegung des Palastes bedeutete im Jahr 2002 eine Sensation: Über einen 40 Meter langen Gang, der vom Zeremonialsaal aus in die Tiefe führte, gelangte man zu einer unbekannten Königsgruft, in der man mehr als 2000 Objekte fand: Waffen, Kleiderbesatz, Möbelzier und Schmuck aus Gold und wertvollen Steinen, mit Purpur verzierte Stoffe, Rollsiegel und weitere Kostbarkeiten der königlichen Grabausstattung. Unter großem Aufwand konnten diese Schätze geborgen werden, die mehr als 3000 Jahre unentdeckt in der Erde lagen und nun im Landesmuseum Württemberg zum ersten Mal in Europa gezeigt werden.

In einer 3D-Computersimulatuion betraten wir den Palast und nahmen an einer Audienz des Königs teil. Durch Zufall waren Forscher in Syrien auf unversehrte Gräber mit entsprechenden Grabbeigaben, auf Schatzkammern und antike Archive mit Keilschrift-Tontafeln gestoßen. Fast ist man versucht, die Zerstörung des monumentalen Königspalastes als Glücksfall einzuschätzen, bewahrten doch die Trümmer die Schätze vor den so oft auftretenden Grabräubern.

Ein Mittagessen „beim Italiener“ in der Markthalle stärkte uns für die Stadtführung in Tübingen.

Winterliche Stadtführung in Tübingen

Bei eisigem Wind und Schneetreiben hielten alle eineinhalb Stunden durch und bestanden den Härtetest des Vorstands. Die Stadt Tübingen blieb im II. Weltkrieg unzerstört; zahlreiche Baudenkmäler zeugen von ruhmreicher Vergangenheit. So gründete Herzog „Eberhard im Barte“, der erste Herrscher des Herzogtums Württemberg im Jahre 1477 die Universität mit einer Burse, einem Internat mit Kost und Logis für die Studenten. Denen stand – man höre und staune – täglich 1 Liter Wein vom universitätseigenen Weingut zu. Eine Sensation war es, als 1903 die erste weibliche Theologiestudentin zugelassen wurde. Und ein Doktor Eisenbart der medizinischen Fakultät versuchte mit Kaltwasserkuren, den gemütskranken Dichter Hölderlin zu heilen.

In der Weinstube Forelle

Ein Abendessen in der Weinstube Forelle belebte die unterkühlten Reiseteilnehmer wieder - nicht zuletzt durch heißen Tee, Obstwässerle, Trollinger oder Lemberger.

3. Tag, Sonntag: Ludwigsburger Schloss

Das Ludwigsburger Barockschloß

Am Sonntag starteten wir nach einem ausgedehnten Frühstück bei minus 6° Celsius aber herrlichstem Sonnenwetter zum Ludwigsburger Schloss, Sommerresidenz des Herrscherhauses von Württemberg. Zweieinhalb Stunden hielten wir im unbeheizbaren Schloss aus, so spannend war die uns dargebotene Führung.

Im Ludwigsburger Schloß

Sie vermittelte auch Einblicke in die Geschichte Württembergs, die Familiengeschichte und die Intrigen im Fürstenhause. Herzog Friedrich „der Dicke“ wurde im Jahre 1806 von Napoleons Gnaden König, nachdem er – ganz absolutistischer Herrscher – ein Kontingent Soldaten für Napoleons Russland-Abenteuer zur Verfügung stellte. Und der preußische König veranlasste durch ein Machtwort, dass Herzog Eberhard Ludwig seine im Schloss wohnende Maitresse, die Graevenitz, nach 20 Jahren heimzuschicken, damit er endlich mit seiner Gattin einen Thronfolger zeuge – vergebens … Geschichten aus dem wahren Leben für die Regenbogenpresse hätte es schon damals gegeben, nur dass das damals kein Journalist zu schreiben wagte. Den Gang durch den verschneiten Garten ließen wir wegen des eisigen Wetters aus…

… nachzutragen wäre noch, dass unsere Führerin in Ludwigsburg aus Kirchweiler bei Daun stammte – nicht weit vom Wohnort „unseres“ Busfahrers Jakob.

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