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Erlebnis Harz

Wernigerode - Quedlinburg - Gernrode - Halberstadt - Stolberg
5-tägige Kultur- und Studienreise
vom 11. bis 15. August 2010

Von den romanischen Kirchen und Klöstern in Gernrode und Drübeck, der Fachwerkstadt Wernigerode über das 1200-jährige Halberstadt, bis zum UNESCO-Welterbe Quedlinburg spannt sich der Bogen der von uns besuchten Sehenswürdigkeiten. Darüber hinaus bieten die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) mit ihrem landschaftlich reizvollen Streckennetz von 140 km Länge das längste zusammenhängende Schmalspur-Streckennetz in Deutschland. Die Reise in den Harz führte die 30 Teilnehmer umfassende Gruppe zu den bedeutendsten Kunstschätzen der Region, gab uns aber auch Einblicke in die Verkehrs- und Technikgeschichte.

1. Tag, Mittwoch: Anreise, Heilbad Heiligenstadt
Während der Anreise von Koblenz über Gießen in den Harz nutzten wir die Mittagspause zu einer Besichtigung von Heilbad Heiligenstadt im oberen Leinetal. Leider entsprach die Stadtführung bei weitem nicht dem, was wir bislang aus Sachsen-Anhalt und Thüringen gewohnt waren.

Heiligenstadt, ehem. Jesuitenkolleg

Die Stadt und ihre zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wie das ehemalige Jesuitenkolleg mit dem Barockgarten, hätten eine bessere Präsentation verdient. Das leckere Essen im Eichsfelder Hof entschädigte ein wenig.

Talsperre Wendefurth, Foto: Wenzel

Während der Fahrt quer durch den Harz legten wir eine Pause am Pumpspeicher-Kraftwerk Wendefurth ein und fuhren über die mächtige Staumauer der Rappbode-Talsperre. Kurz danach erreichten wir Wernigerode, bezogen die Zimmer im Vier-Sterne „Harzer Kultur- & Kongresshotel“ und genossen das umfangreiche Kalt-/ Warme Buffet.

Wernigerode Rathaus

Beim anschließenden Spaziergang durch die abendliche Stadt hatten einige Teilnehmer der Gruppe das Glück, noch einen Teil eines Konzertes in der St. Sylvestrikirche zu erleben. »Harry's Freilach« aus Berlin spielte Klezmermusik mit Klarinette und Akkordeon.

2. Tag, Donnerstag: Wernigerode, Kloster Drübeck
Den Vormittag nutzen wir zum Kennenlernen der reizvollen Fachwerkstadt Wernigerode. Mit Herrn Arnold hatten wir einen hervorragenden Stadtführer, der uns auf sehr kurzweilige Art und Weise die Geschichte der Stadt und zahlreicher Gebäude erklärte. Da die Zeit bis zum Beginn der Führung im hoch über der Stadt liegenden Schloss recht knapp bemessen war, nutzten wir die Touristenbahn zur Auffahrt. Oben angekommen gab es ein kleines Problem, da unsere Führung nicht eingetragen war - vielleicht sogar ein Glück für uns?!

Schloss Wernigerode. Foto: Wenzel

Kurzfristig sprang die Kustodin von Schloß Wernigerode, Eva-Maria Hasert, ein und führte unsere Gruppe durch die zahlreichen Räume des Schlosses und lies keine Frage unbeantwortet.

Nach dem intensiven Programm am Vormittag wollten wir mit der schon bezahlten Touristenbahn auch wieder zu Tal fahren. Doch hatte das Unternehmen zur Mittagszeit aus unerfindlichen Gründen gleich mehrere Fahrten vom Plan gestrichen. Da weit mehr Fahrgäste an der Haltestelle warteten, als Plätze zur Verfügung gestanden hätten, entschloß sich ein großer Teil der Gruppe zu Fuß zum Hotel zurück zu gehen.

Dank des Buffets war der verspätete Beginn des Mittagessens im Hotel kein Problem. Anschließend gönnten sich meisten Teilnehmer etwas Ruhe, so dass auch der kräftige Regen uns nicht wirklich störte. Pünktich zur Abfahrt am Nachmittag klarte es auf und nach einem leider nur kurzen Abstecher nach Ilsenburg erreichten wir das ehemalige Benediktinerinnenkloster Drübeck. Im ehemaligen Gärtnerhaus hat man ein sehr hübsches Cafe  und einen Verkaufsraum eingerichtet. Glücklicherweise konnte das dort bestellte Kaffeegedeck dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden.

Kloster Drübeck: Blick vom Gartenhaus

Mit Frau Fritzsche stand uns anschließend eine sehr engagierte Führerin zur Verfügung, die uns sowohl über die Geschichte des ehemaligen Klosters - das heute in vielfältiger Weise von der Evangelischen Landeskirche Mitteldeutschlands genutzt wird - als auch die Bauwerke umfassend informierte.

Der zweitürmige Westbau mit Apsis der Klosterkirche St. Vitus stammt aus dem Jahr 1170. Sehenswert ist die Raumgestaltung des Langhauses mit dem sogenannten Echternacher Stützenwechsel. Nach der Führung bestand Gelegenheit zur Teilnahme an einer kurzen Andacht in der Westapsis.

Kloster Drübeck Brennender Dornbusch

In einem großen Kreis rund um den "brennenden Dornbusch" konnte man etwas Ruhe und Besinnung finden.

Im »Eva Heßler Haus«, einem modernen Tagungsgebäude, bestand anschließend die Möglichkeit zu einem Abendessen, bei einem Getränk noch etwas zusammen zu sitzen oder eine Kalligraphie-Ausstellung anzuschauen. Danach fuhren wir nach Wernigerode zurück.

3. Tag, Freitag: Quedlinburg, Selketal, Gernrode
Über die neue Bundesstraße 6 fuhren wir am Morgen nach Quedlinburg. Um 9 Uhr trafen wir uns mit Herrn Fröhlich und unternahmen mit ihm eine Führung auf den »Spuren der Ottonen«.

Quedlinburg: Führung mit Herrn Fröhlich

Von 919 bis 1024 lenkten die Ottonen die Geschichte des deutschen Reiches - und Quedlinburg lag als Lieblingspfalz und kaiserliches Familienstift im Mittelpunkt des Geschehens. Mit dem Münzenberg, der etwas außerhalb liegenden Wipertikirche und dem Stiftsberg sind noch heute authentische Schauplätze erhalten, mit denen uns der Rundgang bekannt machte.

Quedlinburg: Stiftsberg

Zum Abschluss besuchten wir die Ottonen-Ausstellung im Städtischen Museum und konnten um 12 Uhr an einer kurzen Andacht in der Stiftskirche teilnehmen, die von Gitarrenmusik begleitet wurde. Individuell konnten der wertvolle, aber leider sehr beengt präsentierte, Domschatz sowie der rund 1000 Jahre alte Bildteppich besichtigt werden. Einige Teilnehmer nutzten die Mittagspause für einen Besuch der Feininger-Galerie.

Pünktlich um 14.30 Uhr begann am Bahnhof Quedlinburg eine Fahrt mit einem modernen Triebwagen der Harzer Schmalspurbahnen.

Selketalbahn-Dampfzug mit 99 6001

Ab dem Bahnhof Gernrode ging es weiter auf der Selketalbahn mit der Dampflok 99 6001 über die steigungs- und kurvenreiche Strecke bis nach Alexisbad. Dabei konnten wir uns etwas erholen, die Landschaft genießen und fühlten uns in die Vergangenheit und die selten gewordene "Kleinbahn-Romantik" zurückversetzt.

Am Bahnhof Alexisbad erwartete uns schon der Bus, der uns zum abschließenden Höhepunkt des Tages brachte, zur romanischen Stiftskirche St. Cyriakus nach Gernrode.

Gernrode Stiftskirche St. Cyriakus

Frau Hundertmark erklärte uns kompetent und fachkundig die Geschichte des ehemaligen Damenstiftes und der umfassenden Restaurierungen von Kirche und Heiligem Grab. Entlang des Harzes ging es zurück nach Wernigerode.

4. Tag, Samstag: Halberstadt und Blankenburg
Am Vormittag besuchten wir die 1200 Jahre alte Bischofsstadt Halberstadt, deren sakrale Bauwerke die Besucher aus allen Himmelsrichtungen begrüßen. Der gotische Dom, die romanische Liebfrauen- sowie die Martinikirche mit ihren ungleichen Türmen bestimmen auch heute noch die Silhouette der Stadt.

Halberstadt: Ostchor der Liebfrauenkirche

Während einer zweistündigen Führung mit Frau Günther lernten wir zunächst die viertürmige Liebfrauenkirche mit den bedeutenden romanischen Chorschranken kennen. Danach bestaunten wir den einzigartigen Domschatz und den Dom mit seinem wertvollen Triumphkreuz und dem Lettner. Eine große Hilfe bei der Führung waren die Kopfhörer, mit denen alle Teilnehmer die Erläuterungen gut verstehen konnten.

Halberstadt, Langhaus des Domes

Die Führung endete pünktlich um 12 Uhr, sodass wir am kurzen Orgelkonzert im Dom teilnehmen konnten. Die Zeit bis zur Abfahrt wurde ganz unterschiedlich genutzt, ob zur Besichtigung von Synagoge oder von Museen, dem auf 639 Jahre angelegten Orgelprojekt von John Cage oder dem Besuch eines Cafes oder Restaurants.

Halberstadt: Der sanierte Bahnhof

Nach der Mittagspause machten wir einen kurzen Abstecher zum Halberstädter Bahnhof, der bis vor wenigen Jahren als einer der "hässlichsten Stationen Deutschlands" galt. Nach umfassender Sanierung wurde er am nächsten Tag mit einem großen Fest feierlich eröffnet (siehe Bericht des mdr). Vorab hatten wir die Gelegenheit, schon einen Blick in das Gebäude zu werfen und mit dem Architekten zu sprechen.

Weiter ging es nach Blankenburg zu einem Rundgang durch die sehenswerten Schlossgärten und Parks. Einige Teilnehmer nahmen den beschwerlichen Anstieg zum »Großen Schloss« in Kauf, um sich über die Anlage zu informieren.

Blankenburg, Hof im Großen Schloß

Heute bemüht sich ein Verein das ehemalige Welfenschloss vor dem weiteren Verfall zu retten - eine wahrhaft gigantische Aufgabe!

Schlossfestspiele Der Wildschütz

(Mit dem anklicken des Fotos gibt es weitere Aufnahmen der Inszenierung zu sehen)

Rund die Hälfte der Teilnehmer nahm die Gelegenheit wahr, um am Abend an einer Freilicht-Aufführung von Lortzings komischer Spieloper »Der Wildschütz« teilzunehmen.
Im Rahmen der 15. Wernigeröder Schlossfestspiele erlebten wir mit dem hervorragend musizierenden »Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode« und den jungen Solisten einen vergnüglichen Opernabend.

5. Tag, Sonntag: Fachwerkstadt und Schloss Stolberg, Rückfahrt
Das Wetter bestimmte den Ablauf des letzten Tages. Da es bei der Abfahrt in Wernigerode regnete und die Wolken bei der Fahrt durch den Harz "zu Fuß unterwegs" waren, verzichteten wir auf den ursprünglich geplanten Besuch des »Europa-Rosarium« in Sangerhausen.

Als Alternative bot sich die Fachwerkstadt Stolberg an. Ganz kurzfristig konnten wir mit Elke Franke eine Führerin engagieren, die uns das bedeutende Schloß Stolberg und seine Geschichte ausführlich erläuterte.

Stolberg: Der Blaue Salon

Die Schloßanlage konnte nur Dank der »Deutschen Stiftung Denkmalschutz« vor dem sicheren Verfall bewahrt werden. Seit 2008 erstrahlen einige der historischen Räume wieder in altem Glanz, aber es bleibt noch viel zu tun.

Putto im Stolberger Schloss

Ein besonderer Schatz ist das Treppenhaus des Schlosses. Hier kam bei der Restaurierung die farben- und sinnenfrohe Ausmalung wieder zum Vorschein, auf der unter anderem dieser fliegende Putto mit seinem nackten Popo zu sehen ist. Bis zum Beginn der Rückfahrt bestand - bei regenfreiem Wetter - noch Gelegenheit zur Erkundung des reizvollen Fachwerkstädtchens.

Erst nachdem wir Niedersachsen erreicht hatten, öffneten sich die Schleusen und es regnete bis kurz vor Gießen in Strömen. Gegen 20 Uhr endete eine erlebnisreiche Fahrt in Koblenz.

Termin: Mittwoch, 11. August 2010
Abfahrt: 6.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof
Rückkunft: Sonntag, 15. August 2010, gegen 21.00 Uhr
Reisepreis:
Mitglieder 456,00 €, Gäste 471,00 € p.p. im DZ
EZ-Zuschlag 60,00 €

Leistungen:

  • Fahrt in modernem Fernreisebus,
  • 4x HP in einem Viersterne-Hotel in Wernigerode,
  • Führungen und Eintritte,
  • Fahrpreis für die Selketalbahn

Leitung: Hans-Peter Günther

 

Bericht: Hans-Peter Günther

Fotos: Günther (13), Wenzel (2), Stadt Wernigerode (1), Schlossfestspiele (1)

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