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Zitronenblüte an der Côte d’Azur

Auf den Spuren der „Maler des Lichts"

8-tägige Kultur- und Studienreise
vom 10. bis 17. Februar 2010

Dies war das Motto der Studienreise des Koblenzer Bildungsvereins über die Karnevalstage.

1. Tag, Mittwoch: Anreise ins Piemont
Am ersten Reisetag fuhren wir bis ins Piemont nach Terruggia, einem kleinen Örtchen südlich von Novara. Im Hotel Ariotto - einem gepflegten Vier-Sterne Hotel - erwarteten uns ein Empfangscocktail, ein Glas Prosecco, ein schmackhaftes Abendessen und gute piemontesische Weine. Hier waren wir nicht das letzte Mal, so das eindeutige Urteil der 44 Teilnehmer.

2. Tag, Donnerstag: Cannes
Am nächsten Morgen erreichten wir die Ligurische Küste und fuhren an ihr entlang bis nach Menton in Frankreich. Wir wunderten uns, dass Lastkraftwagen über 7,5t nicht weiterfahren dürfen. Den Grund sollten wir später erfahren. Dann bekamen wir einen Anruf vom Touristikbüro in Cannes, dass die Führung ausfallen müsse, weil Schneesturm in Cannes sei.

Winterliche Busreise nach Cannes

Zunächst machten wir uns etwas darüber lustig, dass bei Schneefall keine Führung stattfinden könne, aber das Schneetreiben nahm immer mehr zu. Etwa fünf Kilometer vor Cannes kam dann der Verkehr völlig zum Erliegen.

Winter an der Cote d'Azur

Wir benötigten im Schneesturm gut dreieinhalb Stunden bis zur Ausfahrt. Auf die blühenden Mimosen, die Palmen und Apfelsinenbäume neben der Autobahn hatte sich eine schwere Schneedecke von mehreren Zentimetern gelegt. Hinter uns wurde die Autobahn an der Côte d’Azur dann ganz gesperrt, weil die Fahrzeuge nicht mehr weiterkamen, denn Winterreifen und Côte d’Azur schließen sich eigentlich aus …

Gegen 16 Uhr erreichten wir unser Hotel in Cannes, das sehr zentral gelegene Hotel „Golden Tulip de Paris“, mit seiner gediegenen Einrichtung. Es war ein guter Ausgangspunkt für unser Programm. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen nach dem Bezug der Zimmer zum berühmten „Boulevard de la Croisette“ zu gehen, wo uns ein Naturschauspiel erwartete, das es in Cannes nur alle 30 Jahre gibt.

Gewitterhimmel über der Cote d'Azur

Schneebedeckter Strand, schneebedeckte Palmen, tief hängende schwarze Wolken über Cannes und am Horizont über dem Meer und dem Esterel-Gebirge ein tiefgelber Himmel.

Nach einem Champagnerempfang im Hotel und dem Abendessen im Restaurant „Le Scénario“ gönnten wir uns noch einen guten Rotwein aus der Provence und ließen die abenteuerlichen Ereignisse des Tages nochmals Revue passieren.

3. Tag, Freitag: Fahrt nach Nizza
Am Freitag erwartete uns ein strahlend blauer Himmel. Beim Frühstück trafen wir unsere Kulturexpertin, Ingrid Schmucker, die uns in den nächsten Tagen begleiten sollte. Da unser Fahrer Jakob Hauprichs die gesetzliche Ruhepause von einem Tag einlegen musste, fuhren wir mit einem gemieteten Bus an der Küste entlang nach Nizza. Dabei boten sich einmalige Ausblicke auf die schneebedeckten Berge der Seealpen.

Blick über Nizza und die Küste

Entlang der „Promenade des Anglais“ mit ihren architektonischen Schätzen  ging es vorbei am alten Hafen zu einer Anhöhe, von wo aus wir einen großartigen Blick auf die Dächer von Nizza, den lebendigen Hafen, die Altstadt und das Meer hatten. Mit dem Hintergrund der schneebedeckten Berge genossen wir ein Bild wie auf einer Kitschpostkarte. Sicherlich hätten die Maler des Lichts diese Impressionen gemalt.

Anschließend tauchten wir ein in die Altstadt von Nice. Insbesondere der Blumen- und Gemüsemarkt am Cours Saleya, wo einst Matisse ein Appartement bewohnte, hatte es uns angetan. Frau Schmucker gab uns ein paar Tipps zum Mittagessen, z.B. die berühmte Socca (Art Crepe aus Kichererbsenmehl) von Theresa. Im „La Favola“ am Cours Saleya konnte der Verfasser mit Freunden einen vorzüglichen Vorspeisenteller und Spaghetti mit Meeresfrüchten genießen.

Kompetente Führungen mit Ingrid Schmucker

Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Chagall-Museum, das schon zu Lebzeiten für Chagall gebaut wurde und unter anderem 17 große Ölgemälde des Künstlers zu den biblischen Botschaften besitzt. Bemerkenswert ist auch das moderne lichtdurchlässige Gebäude, den ein schöner Garten mit Pavillon-Cafe umgibt.

Danach ging es weiter den Hügel im Stadtviertel Cimiez hinauf, vorbei an prächtigen  Winterresidenzen des europäischen Hochadels - unter ihnen das für Queen Victoria erbaute Palais Regina - zu den gut erhaltenen Ruinen einer Römersiedlung und dem Museum Matisse, welches in einem Park in der ehemaligen Villa des Arènes untergebracht ist.

Wir konnten das Museum nur in zwei Gruppen besuchen. Die Freizeit wurde daher genutzt, um das nahe gelegene Kloster und den Friedhof mit dem Grab von Matisse zu besichtigen oder die Boulespieler im Park am Museum zu bewundern. Wieder zurück in Cannes entdeckten die Reiseteilnehmer dann abends auf eigene Faust die vielen Restaurants der Stadt.

4. Tag, Samstag:  Grasse, Vallauris, Antibes
Am nächsten Morgen statteten wir zunächst unseren „Pflichtbesuch" bei Fragonard in der Parfümstadt Grasse ab und ließen uns die Herstellung und Destillation der Düfte erläutern.

In der Parfümerie Fragonard

Allerdings konnten wir nicht zum Haupthaus, da wegen der Schneefälle der Strom ausgefallen war. Bei einem Spaziergang durch die Gassen der Altstadt erreichten wir die Kathedrale Notre Dame-du-Puy, in der drei dem frühen Rubens zugesprochene Ölgemälde hängen.

Grasse: Notre Dame-du-Puy

Weiter fuhren wir in die Keramikstadt Vallauris, wo Picasso einige Zeit in einer Töpferei lebte und arbeitete. Dort konnten wir seine beiden bedeutenden Werke, die Skulptur „Mann mit dem Schaf“ und das Monumentalgemälde „Krieg und Frieden“ in der Schlosskapelle bewundern.

Weiter ging es nach Antibes. Sehenswert ist das Picasso-Museum in der alten Grimaldiburg, das wir unter sachkundiger Führung von Frau Schmucker in zwei Gruppen besichtigten. Am Hafen findet ein großer Markt statt, auf dem vor allem die Region Piemont mit ihren heimischen Spezialitäten vertreten ist. Dort konnten wir einiges probieren und kaufen.

5. Tag, Sonntag: Zitronenfest in Menton
Auch am nächsten Tag ließ uns das Wetter nicht im Stich. Wir fuhren zunächst in schwindelerregender Höhe an der Küste entlang bis nach Eze-Village. Von dem mittelalterlichen Festungsstädtchen bot sich ein phantastischer Blick über die Küste bis zum Cap Ferrat. Wir nahmen uns vor, das nächste Mal mehr Zeit in Eze zu verbringen und auch den Garten zu besichtigen.

Weiter ging es nach Menton, wo zum Zitronenfest an diesem Sonntag 200.000 Menschen erwartet wurden. Wir waren spät dran. Nach einer zähflüssigen Fahrt durch die Stadt bekamen wir für den Bus endlich noch einen Parkplatz. Am Palais de l’Europe erhielten wir die reservierten und nummerierten Karten für die Tribüne. Da wir bis zum Beginn des Umzuges noch fast drei Stunden Zeit hatten, konnte jeder die Stadt auf eigene Faust erkunden. Viele Teilnehmer bummelten durch Altstadt und Hafen, einige stiegen sogar bis zum Friedhof hinauf.

Pünktlich zum Start des Festzuges waren alle wieder da und genossen - eingepackt in warme Jacken - von der Tribüne aus das farbenprächtige Spektakel.

Gruppe beim Festzug in Menton

Zahlreiche exotische Fußgruppen - mit oft nur leicht bekleideten Akteuren und prächtigen Kostümen, die an den Karneval in Rio oder in Venedig erinnern - bilden einen abwechslungsreichen Wechsel mit phantasievollen Motivwagen, die ganz mit Zitrusfrüchten gestaltet sind.

Abgehärtete Aktive ...

Zitronenfest: Farbenfrohe Fußgruppe

Zitronenfest Menton

Uns fiel die frohe und heitere Atmosphäre auf, ohne dass ein Tropfen Alkohol getrunken wurde, anders als bei unseren Karnevalsumzügen. Wir waren uns einig, der Besuch hat sich gelohnt.

Nebenbei erfuhren wir von Deutschen, die ein Haus in Menton haben, dass es wegen der einmaligen Kälte an der gesamten Côte d’Azur keine Wolldecken mehr zu kaufen gibt. Viele Häuser haben keine Heizung.

6. Tag Montag: Vence, Cagnes-sur-Mer
Am nächsten Tag schien auch wieder die Sonne. Wir fuhren zunächst nach St. Paul de Vence.

St. Paul de Vence

Aufgrund seiner verwinkelten Gassen und herausgeputzten Steinhäuser zählt es zu einem der schönsten Orte im Hinterland der Côte d’Azur.

Skulptur in St. Paul

Überall ist moderne Kunst zu bewundern. Die schneebedeckten Seealpen im Hintergrund komplettieren das malerische Bild. Der Ort ist zwar sehr touristisch, das Angebot in den Geschäften aber von höchster Qualität.

Anschließend ging es weiter nach Vence. Vor dem Mittagessen besichtigen wir in der Taufkapelle der Kathedrale ein Mosaik von Marc Chagall, das die Rettung Moses aus dem Nil zeigt. Nach dem Essen führte uns eine Dominikanerschwester in die Rosenkranzkapelle, die von Henri Matisse ausgeschmückt worden ist. Die Nonnen erwiesen sich als äußerst geschäftstüchtig, denn der Gruppenpreis beträgt 3,20 € pro Person.

Gruppe in Cagnes

Es folgte dann die Weiterfahrt nach Cagnes sur Mer, wo wir das Haus von Auguste Renoir mit dessen Atelier besichtigten. Hier verbrachte der Maler die letzten Jahre seines Lebens. Zum Abschluss bummelten wir noch durch den mittelalterlichen Ort.

7. Tag, Dienstag: Aix-en-Provence; Burgund
Gemäß unserem Motto: „Der Weg ist das Ziel“, fuhren wir am nächsten Morgen früh los nach Aix en Provence, um uns auf die Spuren von Paul Cezanne zu begeben. Wir besuchten zunächst das Haus und Atelier des Malers mit dem Blick auf den Montagne St. Victoires. Spannend waren die Einblicke in sein Atelier mit all den Gegenständen, die er in seinen Stillleben malte. Die Spuren wurden bei einem Rundgang durch die Altstadt weiter verfolgt bis zum Cours Mirabeau. Danach setzten wir unsere  Fahrt nach Burgund fort bis Dracy Le Fort. Dort erwartete uns in einem romantischen Drei-Sterne Hotel zum Abschluss wieder ein Glas Cremant de Bourgogne und anschließend ein viergängiges Abendessen.

8. Tag, Mittwoch: Rückfahrt nach Koblenz
Als wenn uns das Wetter zeigen wollte, dass es auch anders hätte sein können, regnete es die ganze Nacht und auch am letzten Tag, so dass wir auf die geplante Besichtigung von Nancy verzichteten und Koblenz um 17 Uhr wieder erreichten. Eine sehr interessante und erlebnisreiche Reise war nach einer Woche zu Ende. Neben dem Dank an die beiden Reiseleiter Elke Arenz und Jürgen Zahren, gilt auch der „Kultur & Reisen GmbH“ und Herrn Menzen Anerkennung für die Organisation der Hotels und die Programmgestaltung.

Empfehlenswert ist auch unsere Fremdenführerin Frau Ingrid Schmucker (www.kultours.fr), die uns für die Kunst, Kultur und Landschaft der Cote d`Azur begeistern konnte.

 Text: Elke Arenz, Jürgen Zahren, Fotos: Elke Arenz und Hans-Jürgen Wenzel

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