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Die Altmark - Sachsen-Anhalts schöner Norden, Teil 2

Teil 2 des Reiseberichtes:

3. Tag, Freitag: Höhepunkte der Backsteinarchitektur

Nach dem in Ruhe eingenommenen Frühstück erwarteten uns vor dem Hotel Frau Brach und Frau Schönberg zu einer zweistündigen Stadtführung durch Tangermünde.

Tangermünde, St. Stephan

Dabei erfuhren wir, wie der Name des einheimischen „Kuhschwanz-Bieres“ zustande gekommen ist, dass die Orgel von St. Stephan 2500 Pfeifen in 33 Registern, zwei Manualen und Pedal besitzt, welche Zusammenhänge zwischen Stadt und Burg bestanden und dass Tangermünde seine Blütezeit Kaiser Karl IV. und seine weitgehende bauliche Erhaltung dem „Romantiker auf dem Thron“, dem preußischen König Friedrich IV. zu verdanken hat.

Rathaus von Tangermünde

Vor dem Rathaus interviewte Andreas Müller, Lokalredakteur des mdr, Frau Schönberg zur bevorstehenden mdr-Stadtwette und einige Teilnehmer aus unserer Gruppe zu ihrer Einschätzung, ob die Tangermünder die Wette erfüllen können. Dies wurde einhellig bejaht!

Die zweite Gruppe war sehr vom umfangreichen Wissen von Frau Brach begeistert und besonders, dass Sie auf die Fragen der Gruppe in besonderem Maße einging und für alle beantwortete.

Nach so viel Kunst- und Kulturgeschichte hatten wir uns das leckere Mittagessen im Hotel verdient. Nach einer kurzen Pause öffneten sich pünktlich zur Abfahrt um 14.30 Uhr die Schleusen des Himmels und ein starker Gewitterregen ging über der Altmark nieder.

Bis zum Eintreffen am Kloster Jerichow hatte sich die Wetterlage beruhigt und wir lernten die romanische Klosteranlage mit ihrer eindrucksvollen Backstein-Architektur bei einer Führung kennen.

Kloster Jerichow, Im Langhaus

In den letzten Jahren ist ein sehr schöner Klostergarten angelegt worden, dessen Kräuter-  und Gewürzpflanzen nach dem abkühlenden Regen herrlich frisch und intensiv dufteten und viele Insekten und Schmetterlinge anzogen.

Kloster Jerichow und Garten

Ein kleines Kaffee bot Kaffee, hausgemachten Kuchen oder Eis an. Nach der gemütlichen Pause ging die Fahrt elbeaufwärts weiter bis in den Ort Zerben. Dort wuchs in einem kleinen Schloss Elisabeth von Plotho auf, deren Lebensgeschichte Theodor Fontane zum Roman  „Effi Briest“ verarbeitete. Die weite Elbauen-Landschaft, die Reste der ehemaligen Schlossanlage und die kleine Dorfkirche mit dem Wappenschild der Familie von Plotho machten einen sehr beschaulichen Eindruck.

Für die meisten Teilnehmer war die anschließende Fahrt mit dem „Mühlenfloß“ ein entspannender Abschluss des erlebnisreichen Tages. An Bord des kleinen Schiffes, das mit unserer Gruppe sogar seine Jungfernfahrt absolvierte, bestand sowohl die Möglichkeit zu einem leckeren Abend-Imbiss, als auch die Beobachtung der Pflanzen- und Tierwelt an den stillen Elbe-Altarmen oder des sie verbindenden Elbe-Havel-Verbindungs-Kanals.

Auf dem Mühlenfloß

Da der vorhergehende Regen zu einer erfreulichen Abkühlung geführt hatte, hielten sich auch die ansonsten sehr blutgierigen Stechmücken zurück. So war die Fahrt, besonders vom offenen Oberdeck mit seinen Liegestühlen aus, ein besonderer Genuss. Zurück in Tangermünde fand der Abend seinen Abschluß z.B. bei einem „Kuhschwanz-Bier“ oder der verdienten Nachtruhe.

Hotel Schwarzer Adler am Abend

4. Tag, Samstag: Ins Brandenburgische

An Stendal vorbei über die B189 kommt man auf dem Weg nach Wittenberge an den beiden ehemals zur Hanse gehörenden Städte Osterburg und Seehausen vorbei. „Auf gut Glück“ erfolgte ein Abstecher nach Osterburg.

Osterburg, Markt und Nikolaikirche

Pfarrerin Claudia Kuhn holte leichtsinnigerweise an ihrem ersten Urlaubstag die Zeitung aus dem Briefkasten, als sie von uns gefragt wurde, ob denn eine Besichtigung der Kirche möglich sei. Mit einem kurzen Rundgang überbrückten wir die Vorbereitungszeit und konnten dann gemeinsam mit ihr die Nikolaikirche, eine gotische Hallenkirche mit einem schönen Bronze-Taufbecken, besichtigen.

Die weitere Fahrtstrecke durch Wittenberge - mit dem markanten Uhrturm der ehem. Singer-Werke - zum Storchendorf Rühstädt war nicht ganz so eindeutig ausgeschildert und in der Karte nur als schmaler weißer Weg, an einigen Gehöften vorbei, eingezeichnet. Dennoch erreichten wir sicher die kleine Gemeinde mit den vielen Storchennestern.

Rühstädt: Störche

Da offenbar aufgrund eines Eintragungsfehlers kein Führer für unsere Gruppe bereitstand, besuchten wir zunächst das Info- und Verwaltungszentrum des „Biosphären-Reservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg“. Kurze Zeit später traf Herr Müller vom Storchenclub mit seinem Fahrrad ein und führte uns bis zur Mittagspause noch zu den interessantesten Plätzen des Dorfes mit den zahlreichen von Jungstörchen besetzten Nestern.

Rühstädt: Storchen-Beobachtung

Nach der Mittagspause im »Storchenkrug« bestand noch Gelegenheit zum Besuch der Kirche, die als Ruhestätte bedeutender Adelsfamilien dem Dorf wohl auch seinen Namen gegeben hat.

Danach ging es weiter zum nur wenige Kilometer entfernt liegenden Bad Wilsnack mit der mächtigen und weithin sichtbaren Backstein-Kirche. Dort erlebten wir gerade noch den Abschluss einer großen Adelshochzeit, mit Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet. Besonders auffällig waren die eleganten Hüte der Damen! Unsere Führerin, Frau Awe, erwartete uns vor der Wunderblutkirche und ermöglichte einen kurzen Plausch mit Pfarrerin Ursula Rochusch, die kurz zuvor die Trauung vollzogen hatte.

Bad Wilsnack; Wunderblutkirche

Wilsnack gehörte bis zur Reformation - neben z.B. Aachen, Köln und Santiago de Compostella - zu einer der fünf bedeutendsten Pilgerstätten in Europa. Nach den Erläuterungen zum Kirchenbau und der Pilgergeschichte brachte eine kleine Karikaturen-Ausstellung im ehemaligen Verbindungsgang noch entspannende Erheiterung.

Nach geschwinder Busfahrt erreichten wir mit nur leichter Verspätung Havelberg und seinen mächtigen Dom mit dem ehemaligen Prämonstratenserstift St. Marien. Kantor Förster hatte seine Führung bereits begonnen, doch mit der anschließenden Aufteilung in zwei Gruppen konnten bestehende Fragen noch geklärt werden. Der Dom mit seinen wertvollen alten Glasfenstern, dem Lettner, Chorgestühl und dem mächtigen Triumphkreuz übt eine besondere Faszination aus.

Die Orgel des Havelberger Domes

In einem zweischiffigen Saal des ehem. Klosters hatten die „dienstbaren Geister“ der Ev. Kirchengemeinde eine kleine Kaffeetafel für die Gruppe vorbereitet mit leckerem Blechkuchen und Kaffee. So gestärkt konnten wir uns ab 17 Uhr dem Berliner Organisten-Duo anvertrauen, das uns mit Gesang und Orgelmusik rund 90 Minuten mit einem Konzert erfreute. Dabei erklang ein - nach mittelalterlichem Vorbild rekonstruiertes - Portativ und die 1777 erbaute Scholtz-Orgel.

Havel und Havelberger Dom

Busfahrer Jakob ermöglichte allen noch einen bequemen Fotohalt in der Havelberger Inselvorstadt mit dem herrlichen Blick über die Havel auf den Domberg mit den ehem. Stiftsgebäuden. Zurück in Tangermünde wollte uns das Hotel mit einer „Karibischen Nacht“ eine Freude machen, aufgrund des anstrengenden Programms und des vorangegangenen Konzertes bestand allerdings nur geringes Interesse an diesem Animationsprogramm mit „Piraten“ und „Steelband“.

5. Tag, Sonntag: Auf zur Jagd

Leider hieß es Abschied nehmen von Tangermünde. Nach dem Frühstück und verladen des Gepäcks erreichten wir nach kurzer Fahrt die Colditz-Letzlinger Heide. Dabei handelt es sich um das größte zusammenhängende Heidegebiet Mitteleuropas, das seit 1936 militärisch als Truppen­übungsplatz genutzt wird. Mit einer Führung lernten wir das Jagdschloss des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. kennen.

Jagdschloß Letzlingen

Es wurde nach Plänen der Architekten Stüler und Hesse ab 1843 im Stil der engli­schen Tudorarchitektur errichtet. Bis 1912 fanden hier die Hofjagden der Preußen­könige mit berühmten Jagdgästen statt, danach erlebte es unterschiedliche Nutzungen, zuletzt als Außenstelle des Krankenhauses Gardelegen. Nach umfangreichen Sanierungen ist es jetzt wieder weitgehend im Ursprungszustand zu besichtigen. Nach der Führung begann die Rückfahrt nach Koblenz.

Glücklicherweise kamen wir nicht in den Massen-Unfall auf der A2, an dem an diesem Nachmittag über 250 Fahrzeuge beteiligt waren. Allerdings gab es nach der längeren Rast in Kassel kurz vor Alsfeld einen fast 40 Kilometer langen Stau, den wir mit einer Fahrt durch Oberhessen, an Amöneburg und Gießen vorbei, mit einigermaßen vertretbarer Verzögerung umgehen konnten. Wohlbehalten, vor allem aufgrund der sicheren Fahrweise unseres bewährten Fahrers Jakob Hauprichs, erreichten die Teilnehmer am Abend wieder die Stadt an Rhein und Mosel.

Termin: Mittwoch, 15. Juli 2009
Abfahrt: 7.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof
Rückkunft: Sonntag, 19. Juli 2009, gegen 20 Uhr
Reisepreis: Mitglieder: 457,00 € p.P. im DZ, Gäste: 472,00 p.P. im DZ
EZ-Zuschlag: 40,00 €

Leistungen:

- Fahrt mit modernem Fernreisebus
- 4x Halbpension im 4-Sterne Hotel Schwarzer Adler
- Stadtführungen in Havelberg, Stendal und Tangermünde
- Eintritt bzw. Führung: Kaiserdom Königslutter, Kloster Jerichow, Jagdschloss Letzlingen,
  Kirchen in Stendal, Störche in Rühstädt.
- Reiseleitung durch Koblenzer Bildungsverein

Leitung: Hans-Peter Günther

Text und Fotos: H.- P. Günther

Nachtrag: Die Tangermünder haben ihre Stadtwette gewonnen!

SACHSEN-ANHALT HEUTE und MDR 1 RADIO SACHSEN-ANHALT wetteten, dass das 1.000-jährige Tangermünde es nicht schafft, am Sonnabend ein Fest im Stile von 1001 Nacht zu feiern: mit orientalischem Ambiente, Ali Baba und seinen 40 Räubern sowie einer 20-köpfigen Bauchtanzgruppe. Für die Tangermünder war die Einlösung der Stadtwette am Ende allerdings kein Problem.

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